Stadtgeschichte: Bad Wimpfen

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Die Geschichte der Stadt Bad Wimpfen

Bad Wimpfen kann auf eine spannende Geschichte zurückblicken, die nachfolgend im Detail für Sie aufgeführt ist.

450 v. Chr. frühe Besiedlung

Wimpfen liegt gegenüber der Jagstmündung im Altsiedelland des Grenzraumes zwischen den großen Durchgangslandschaften Kraichgau, Hohenloher Ebene, bzw. Neckarbecken. Die Anfänge der Besiedelung liegen zwar im Dunkeln doch lassen sich seit dem 5. Jhd. v. Chr. immer wieder Wohnplätze, sogar ganze Dörfer jungsteinzeitlicher oder bronzezeitlicher Kulturen nachweisen. Ausschlaggebend für die zeitige Inbesitznahme dieses Platzes war neben den guten Böden für die früheren Ackerbauern vor allem die Lage an einer uralten Völkerstraße, die, von Frankreich herkommend, hier den Neckar überquerte und in zwei Richtungen weiterführte: einmal auf der Höhe zwischen Jagst und Kocher über Nürnberg weiter nach Osten, zum anderen nach Öhringen an die Donau und von dort nach Südosteuropa - der Weg der Nibelungen, wenn er historisch wäre.

Spuren der Kelten
In der Latenezeit, um 450 v. Chr., ist schließlich jenes Volk nachweisbar, das im Raum Mittlerer Neckar zum ersten Mal eine bedeutende Kulturblüte hervorbrachte: die Kelten. Sie waren vermutlich die Namensgeber für die Flüsse in dieser Gegend, Kocher, Jagst und wohl auch für den Namen "Wimpfen". Nach Obermüller (Deutsch-keltisches Wörterbuch, Leipzig 1872) setzt er sich aus "uimpe" (=umwallt) und "bin" (=Berg) zusammen, würde also etwa "umwallter" Berg oder "Wall am Berg" bedeuten. Man geht zwar davon aus, dass sich auf dem "Altenberg" eine keltische Fliehburg befand, doch ist diese archäologisch nicht exakt nachgewiesen. Römische Geschichtsschreiber berichten später außerdem von germanischen Suebi Nicreti, den Neckarschwaben, die hier siedelten.

85 n. Chr. die Römer und die Anfänge der Stadt

Fassbarer wird die Wimpfener Geschichte mit dem Eindringen der Römer, die nach der Niederwerfung Galliens an Rhein und Donau standen und sich in der zweiten Hälfte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts anschickten, jene Grenzkorrektur vorzunehmen, die schließlich unter Domitian zur Eroberung des sogenannten "Dekumatlandes" führte. Diese neue Grenze des römischen Reiches, gewöhnlich Obergermanischer Limes genannt, wurde durch ein System von Kastellen gesichert, davon eines gegenüber der Jagstmündung, wo die alte Völkerstraße den Neckar erreichte- also an strategisch wichtiger Stelle. Und die erste verlässliche Wimpfener Geschichtszahl stammt aus dieser Zeit - nicht aus einer Inschrift oder gar einer Urkunde, sondern vielmehr von einem Eichenbalken, der 1957 bei Baggerarbeiten aus dem Neckar geborgen worden war und sich bei näherer Betrachtung als Teil einer alten Brücke erwies. Zum ersten Mal konnte nun mit Sicherheit eine römische Brücke über den Neckar nachgewiesen werden, denn die dendro-chronologische Untersuchung ergab etwa das Jahr 85 n. Chr. Das römische Kastell in Wimpfen im Tal kann als Keimzelle der weiteren Stadtentwicklung angesehen werden. Denn schon sehr früh ließen sich in seinem Schutz Handwerker und Händler nieder, und zahlreiche im weiten Umland liegende landwirtschaftliche Güter schlossen sich an.

Und als unter Kaiser Antonius Pius der Limes weiter nach Nordosten vorgeschoben wurde und das Kastell seine militärische Bedeutung verlor, hatte sich bereits eine große Siedlung gebildet, die, wie die Ausgrabungen von 1983 bis 1987 reichlich belegen, neben Ladenburg und Rottweil zu den bedeutendsten des Dekumatlandes zu rechnen ist. Dieser Vicus war Hauptort der Civitas Alisinensis, des Elsenzgaues. Unter den mannigfaltigen archäologischen Funden ist vor allem eine große Anzahl von Götterstatuen zu erwähnen, darunter ein sogenannter Stadtgenius mit Mauerkrone. Er verkörperte das Wesen der römischen Stadt Wimpfen im Tal. Ob diese Stadt "Cornelia" hieß, wie der erste Chronist Wimpfens, Burkhard von Hall, Ende des 13. Jahrhunderts überlieferte, lässt sich aus heutiger Sicht nicht klären und könnte durchaus auch auf einem Irrtum des Chronisten beruhen. Sicherlich gab es zur Zeit Burkhards noch gut sichtbare Ruinen der einstmals glanzvollen römischen Stadt, aber diese waren nicht, wie er annahm, auf die Zerstörungswut der Hunnen zurückzuführen, sondern wohl eher auf die Alamannen.

965 Christentum und erste Kirche

Über die Wimpfener Geschichte im Reich der Franken ist uns wenig bekannt. Sicher ist, dass mit den Franken das Christentum kam, und da die Siedlung an der immer noch bestehenden Neckarbrücke weiter eine bedeutende Rolle spielte, kann wohl davon ausgegangen werden, dass schon sehr früh eine Kirche auf den Resten des römischen Prätoriums gegründet wurde. Im Zusammenhang mit der Erbauung dieser ersten Kirche im Tal nennt die Überlieferung den legendären Wormser Bischof Crotold, der bisher historisch nicht fassbar ist, aber, wenn überhaupt, im 7. Jahrhundert hier tätig war. Sicher ist auch, dass Wimpfen zu dieser Zeit fränkisches Königsgut war, und möglicherweise hatten die Merowingerkönige zur Sicherung des wichtigen Neckarüberganges eine Burg angelegt, denn die Sage berichtet, dass König Sigibert einen Teil seines Lebens in dieser Burg gelebt und schließlich Wimpfen dem Bischof Amandus von Worms zum Geschenk gemacht habe. Tatsache ist, dass um die Jahrtausendwende die Bischöfe von Worms im Besitz dieses alten fränkischen Königsgutes mit all seinen Rechten waren. 965 bestätigte Kaiser Otto I. dem Bischof diese Immunität.

Die Ungarn zerstören Wimpfen
In dieser Zeit dürfte Wimpfen den Atem weltpolitischer Ereignisse verspürt haben, denn auf der alten Völkerstraße, die möglicherweise schon die Hunnen unter Attila in diese Gegend geführt hatte, fielen nun die Ungarn brennend und plündernd in den Neckarraum ein und suchten dabei wohl auch Wimpfen schwer heim. Nachdem die Stadt, in der viele Flüchtlinge aus der Umgebung Zuflucht gesucht hatten, zerstört worden war, habe man alle Männer getötet, den geschändeten Frauen jedoch die Brüste abgeschnitten, damit sie fürderhin keine Kinder mehr säugen könnten. Dies berichtet der schon zitierte Chronist Burkhard von Hall, und er leitet den Namen Wimpfen aus "Weiberpein" ab - sicherlich eine sehr einprägsame, aber letztlich doch unhaltbare Deutung.

1182 Ritterstiftskirche und Talmarkt

Die ebenfalls ruinierte erste Kirche wurde größer wieder aufgebaut und dem Heiligen Petrus geweiht, der auch der Patron des Wormser Doms und des Bistums ist. Zur Kirche gehörte nun ein einflussreiches Chorherrenstift, dessen Propst gleichzeitig Wormser Archidiakon war und die geistliche Gerichtsbarkeit zwischen Heidelberg und Kirchheim am Neckar ausübte. Die adligen Stiftsherren waren zwar Laien, lebten aber zunächst in einer Art klösterlicher Gemeinschaft. Ab dem 13. Jhd. scheint jedoch ein sittlicher Niedergang stattgefunden zu haben, der eine energische Reform des damaligen Dekans Richard von Deidesheim notwendig machte. Er war es auch, der um 1269 den gotischen Umbau der Stiftskirche begann und dazu einen erfahrenen Baumeister aus Frankreich holte. Heute gilt die Ritterstiftskirche St. Peter zu Wimpfen im Tal mit ihrem einmaligen Nebeneinander von romanischem Westwerk und hochgotischem Chor und Südseite mit reichem plastischem Schmuck als eines der wertvollsten sakralen Bauwerke des Landes.

Im Schatten dieses reichsfreien Stifts entwickelte sich die Talstadt zügig zu einem Marktort mit Mauern, Zollgerechtigkeiten und Fischereirechten. Der jedes Jahr an Peter und Paul stattfindende Wimpfener Talmarkt geht auf die Anfänge des Stifts zurück und ist darum einer der ältesten in Deutschland. Seit dem 14. Jahrhundert löste sich die Talstadt in harten Auseinandersetzungen immer mehr vom Stift, verlor aber die schließlich errungene Unabhängigkeit schon rund einhundert Jahre später, als die inzwischen mächtigere Stadt auf dem Berg sie in ihr Gebiet eingliederte. Das Stift selbst verblieb bis zu seiner Säkularisierung reichsfrei, was zu immer neuen Kontroversen mit der Reichsstadt Wimpfen führte, auf deren Gebiet es ja lag.

Wimpfen wird Kaiserpfalz

Die Anfänge dieser Stadt Wimpfen am Berg sind ungeklärt. Berichte, dass die Kelten auch auf dem Bergsporn über dem Neckar eine Fliehburg, die Römer hier ein Dianaheiligtum und einen Merkurtempel errichtet haben sollen, sind zwar glaubhaft, aber letztlich ebenso nicht belegbar wie die Existenz einer merowingischen Burg. Archäologische Befunde in der Stadtkirche lassen aber den Schluss zu, dass hier, an der höchsten Stelle der Stadt, schon sehr früh, nämlich bereits vor dem Bau der staufischen Pfalz, eine kleine Kirche stand, die im Laufe der Zeit in fünf Bauphasen immer weiter vergrößert wurde. Um diese Kirche bestand sicherlich schon eine Siedlung, als Kaiser Friedrich I. Barbarossa sich im Bestreben, altes, verlorengegangenes Königsgut seiner Hausmacht zurückzugewinnen, vom Bischof von Worms mit Wimpfen belehnen ließ. 1182 ist der Staufer erstmals in Wimpfen urkundlich nachweisbar, und so gilt dieses Jahr gemeinhin als Gründungsdatum der Wimpfener Kaiserpfalz. Da das mittelalterliche Reich keine Hauptstadt kannte, die Könige also von Pfalz zu Pfalz zogen, um Recht zu sprechen, überhaupt ihre Präsenz ständig zu beweisen, war auch Wimpfen immer wieder Hofstadt, in der sich jene höfische Lebensform entfaltete, die noch heute so sehr unsere Phantasie beflügelt: das hohe Mittelalter mit seinem Rittertum, mit Minnesang und Falkenjagd - für die Bevölkerung der Stadt allerdings jedesmal eine gewaltige wirtschaftliche Belastung! Von Heinrich VI. sind drei Aufenthalte in Wimpfen nachweisbar, und der große Friedrich II. war acht Mal hier. Von allen Staufern aber weilte der unglückliche König Heinrich (VII.), den die Geschichtsschreibung nur mit Klammern in der Reihe der mittelalterlichen Herrscher nennt, am häufigsten in Wimpfen.

Zweimal war er hier mit seinem Vater: 1218, als er, der Siebenjährige und bereits gekrönte sizilische König, aus dem italienischen Südreich nach Deutschland gebracht wurde, und 1235, als der kaiserliche Vater ihn, den inzwischen aufrührerischen Sohn, in Wimpfen gefangen nahm, um ihn schließlich in Worms endgültig abzusetzen und als Gefangenen nach Süditalien bringen zu lassen. Hier war Wimpfen wohl zum ersten Male direkt Zeuge großer Geschichte, als die fremdländische, prachtvolle kaiserliche Majestät über den hier in der Stadt vertrauten König triumphierte. Welche Rolle Wimpfen in der vorangegangenen Auseinandersetzung zwischen Kaiser und König, Vater und Sohn, gespielt hat, ist unklar. Sicherlich gehörte dem Kaiser der Respekt, aber dem König das Mitgefühl, denn er war es, der die Stadt vor der Pfalz weiter ausgebaut und mit besonderen Rechten ausgestattet hatte. Wichtig für die Stadtentwicklung war die Schenkung des Wimpfener Forstes, der etwa 10 km außerhalb der eigentlichen Wimpfener Gemarkung liegt und im Laufe der Stadtgeschichte immer wieder eine große Rolle spielte, günstig und ungünstig, bis auf den heutigen Tag aber einen bedeutenden Anteil am Gemeindevermögen darstellt.

1250 Reichsstadt Wimpfen

Mit dem Ende der Stauferzeit begann für Wimpfen eine Zeit der innen- wie außenpolitischen Bewährung. Sowohl die Bischöfe von Worms, die nie aufgehört hatten, ihre Ansprüche auf Wimpfen zu betonen, als auch die mächtigen Herren von Weinsberg, die große Besitztümer in der Stadt erworben hatten, versuchten nun, den für ihre Politik so wichtigen Ort an sich zu reißen. Wimpfen vermochte jedoch nicht nur seine Unabhängigkeit geschickt zu behaupten, sondern es brachte nach und nach immer mehr Rechte an sich, so dass es schließlich um 1300 als  Reichsstadt auftreten konnte. In dieser Zeit sicherlich heftiger innenpolitischer Auseinandersetzungen setzte das aufstrebende Bürgertum eine Ratsverfassung durch, die auch für viele andere Orte beispielhaft wurde. Der Stadtadel war entmachtet und der Weg frei für ein Stadtregiment mit zwei Bürgermeistern und einem städtischen Gericht, dem ein Schultheiß vorstand. Wimpfen war eine selbstbewusste freie Stadt geworden, die schon sehr früh auswärtige Politik betrieb und verschiedenen Städtebünden beitrat. Das stolze Selbstbewusstsein drückt sich besonders in der Umschrift des 1250 erstmals erscheinenden Stadtsiegels aus: "REGIA WIMPINA GERIT HAEC VICTRICIA SIGNA" - "Das königliche Wimpfen führt dieses siegreiche Zeichen." Das Wappen zeigt den Reichsadler, der den Wormser Schlüssel im Schnabel hält und damit zum Symbol der unabhängigen Reichsstadt wurde. Vor allem das Aufblühen des Handwerks, aber auch des Handels und der Landwirtschaft trug dazu bei, dass die doch verhältnismäßig kleine Reichsstadt einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte - viele herrliche Bürgerhäuser mit alemannisch-fränkischem Fachwerk künden noch heute davon. Auch räumlich wuchs die Stadt über die alten mittelalterlichen Stadtmauern hinaus; Vorstädte entstanden, namentlich im Westen vor dem Speyrer Tor und im Südosten gegen die Talstadt hin. Der Wohlstand erlaubte es sogar, das Territorium zu vergrößern. So wurde ein Teil Rappenaus und das ganze Dorf Biberach erworben. In dieser Zeit der Blüte fällt der weitere Ausbau des Spitals, das bald, in ein geistliches und weltliches geteilt, nicht nur als Krankenhaus, sondern auch der Versorgung von Alten und Armen diente. Schon Ende des 13. Jahrhunderts war das Dominikanerkloster gegründet worden, das sich schnell zu einem der größten Deutschlands entwickelte und Anteil am kraftvollen Fortschritt der Stadt hatte. Aus ihm gingen zahlreiche namhafte Theologen und Gelehrte hervor, von denen einer sogar an der Universität Paris lehrte.

Die Zeit der Reformation
Wimpfen hatte im 15. Jahrhundert den Höhepunkt seiner Entwicklung erreicht! Aber schon lasteten dunkle Wolken über der Stadt: Die für den Aufstieg so wichtige alte Straße verlor nach und nach an Bedeutung, zum einen, weil die Stadt Regensburg eine steinerne Donaubrücke gebaut und damit zur Verlagerung des großen Durchgangsverkehrs über Nürnberg beigetragen hatte, zum anderen machte sich nun immer mehr die Nähe der wirtschaftlichen Konkurrentin Heilbronn bemerkbar. Und so begann mit der Wende zur Neuzeit der allmähliche Verfall der reichsstädtischen Herrlichkeit. Schon sehr bald fasste die Lehre Martin Luthers in Wimpfen Fuß, sicherlich begünstigt durch das Auftreten Erhard Schnepfs, jenes bedeutenden Theologen, der hier von 1523 bis 1526 als evangelischer Prediger wirkte. Da er die Tochter des Bürgermeisters Wurzelmann heiratete, kann angenommen werden, dass er beträchtlichen Rückhalt im Rat und Ansehen bei der Bevölkerung besaß. Wimpfen scheint in jenen Anfangstagen der Reformation überhaupt ein kleines Zentrum der neuen Lehre gewesen zu sein, denn zur selben Zeit lebte auch der Maler Heinrich Vogtherr in der Stadt, Verfasser zahlreicher Reformationsschriften und -lieder. Wahrscheinlich existierte außerdem ein spiritualisierender Kreis von Reformationsanhängern. Erbitterte Gegner waren die Klöster, aus deren Reihen leidenschaftlich gegen "das verfluchte Luthertum" gekämpft wurde. Die sogar viele Familien entzweienden Auseinandersetzungen eskalierten, als kaiserliche Mandate den wenigen Katholiken den Besitz der großen Pfarrkirche bestätigten und die Dominikanerkirche einer simultanen Nutzung dienen musste. Da jedoch 1588 nur noch 32 Bürger katholisch waren, übergab der Rat entgegen einem Kammergerichtsurteil die Pfarrkirche der evangelischen Mehrheit. Die Bestellung der Geistlichen und ihre Aufsicht übte ab sofort der Rat aus, der außerdem immer wieder verfügte, dass keine Katholiken ins Bürgerrecht aufgenommen werden durften. Diese Haltung führte zwangsläufig zu endlosen Auseinandersetzungen mit den Klöstern und dem Wormser Domkapitel.

1622 der dreißigjähriger Krieg

Hatten die Bauernkriege die Stadt glücklicherweise verschont, so bedeutete der Dreißigjährige Krieg eine Katastrophe und beschleunigte den Verfall der einst so stolzen Reichsstadt. 1622 tobte vor den Toren der Stadt eine der größten Schlachten des Krieges, in der der kaiserliche Generalissimus Tilly den Markgrafen von Baden besiegte, in der Magnus, der Bruder des württembergischen Herzogs Johann Friedrich, fiel und die sogar in Grimmelshausens "Courage" eine Rolle spielt. Doch diese Schlacht bildete erst den Anfang einer schier endlosen Zeit schwerster Not. Erpressungen, Brandschatzungen und Plünderungen, die wiederholte Vernichtung der Ernten wurden Alltag; hinzu kamen immer wieder schwere Seuchen. Am Ende des Krieges lebten in der verwüsteten Stadt noch 37 Familien - ein Zehntel der Vorkriegsbevölkerung! Die einstmals größte staufische Kaiserpfalz nördlich der Alpen und Teile der Stadtbefestigung wurden als billige Steinbrüche für den notwendigen Wiederaufbau genutzt. So ging das an sich so prächtige Zeitalter des Barock an Wimpfen fast spurlos vorüber. Lediglich die Klöster waren in der Lage, größere Bauvorhaben zu verwirklichen: die Barockisierung der Dominikaner- und der Spitalkirche sowie der Neubau der Kurien am Lindenplatz vor der Stiftskirche im Tal.

Wimpfen war ein armes, vergessenes Landstädtchen geworden! Alle Bestrebungen, Geld in die leeren Kassen der Stadt zu bringen, schlugen fehl. Besonders verheerend wirkte sich der Versuch einer städtischen Saline aus, der nur noch zu weiteren Schulden führte. Innere Wirren waren die Folge. Als der Rat in einem verzweifelten Rettungsversuch das uralte Recht der Bürger auf freies Holz aus dem Forst beschneiden wollte, kam es zu heftigen Unruhen, die 1783 in der sogenannten "Wimpfener Holzrevolution" ihren verzweifelten Höhepunkt fanden. Die Obrigkeit war nicht mehr Herr der Lage, so dass man den Kaiser um Abordnung einer Kommission bitten musste, die Ordnung in das zerrüttete Gemeindewesen bringen sollte, während eine Kreismannschaft für Ruhe und Ordnung in der Stadt sorgte. Da die bald darauf ausbrechenden napoleonischen Kriege eine Sanierung der herrschenden schlimmen Verhältnisse unmöglich machten, dürfte kaum Trauer geherrscht haben, als die rund fünfhundertjährige Reichsstadtzeit 1802 mit Säkularisation bzw. Mediatisierung zu Ende ging. Wimpfen kam schließlich nach einigem Hin und Her 1803 zu Hessen.

1835 Wimpfen und die Sole

Mit dieser Neuordnung begann ein zwar langsamer und bescheidener, aber doch stetiger Wiederaufstieg. 1817 wurde die Saline Ludwigshalle begründet - an anderer Stelle und endlich erfolgreich. Und die hier gewonnene Sole war es, die Wimpfen allmählich zu einem gern besuchten Badeort werden ließ. Keimzelle dieser Entwicklung wurde das 1835 errichtete Kurhotel Mathildenbad, ein weitberühmter Anziehungspunkt für Heilungsuchende und damit allgemein auch für den allmählich beginnenden Fremdenverkehr.

Wer heute die alten Gästelisten liest, ahnt noch etwas von den noblen Gesellschaften, die sich, aus allen Teilen Deutschlands kommend, hier ein Stelldichein gaben. Der Badebetrieb erhielt einen deutlichen Aufschwung, als 1866 die Bahnlinie Heilbronn-Wimpfen-Heidelberg eröffnet wurde. Weiteren Fortschritt, vor allem in der Hygiene, brachte um 1900 die Einrichtung der Wasserleitung, der Kanalisation und eines Elektrizitätswerkes.1930 erhielt die Stadt endlich das Prädikat "Bad".

1951 Hessen oder Baden- Württemberg

Dem Umstand, dass Bad Wimpfen als hessische Exklave nunmehr rund 100 km vom Sitz der Regierung und immerhin 40 km jenseits der Landesgrenze lag, verdankte die Stadt ihre Sonderrolle im Großherzogtum und später im Volksstaat Hessen: Sie blieb mit dem außerhalb gelegenen Forstgebiet ein eigenständiges Territorium zwischen Württemberg und Baden, das vom Mutterland als "Perle in der Krone Hessens" geachtet war und sich mehr oder weniger selbst verwaltete. So war man im wesentlichen mit dieser Situation zufrieden und strebte keine Veränderungen an, wenn auch nach und nach zunehmende Bindungen, vor allem wegen der Arbeitsplätze, zum benachbarten Württemberg entstanden. Einen bedeutsamen Einschnitt brachte das Ende des Zweiten Weltkrieges. Zwar war Wimpfen von Luftangriffen verschont geblieben, aber schon bald nach der Besetzung durch die Amerikaner wurde es per Dekret dem badischen Landkreis Sinsheim zugeordnet - ganz gegen den Wunsch der Bevölkerung. Eine beträchtliche Anzahl von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen war in die Stadt gekommen und veränderte das soziale und wirtschaftliche Gefüge. Alle aber beschäftigte die Frage nach der politischen Zugehörigkeit. Es bildeten sich sehr bald zwei Lager: die einen, meist die Altwimpfener, wären gerne bei Hessen geblieben, die anderen, überwiegend Neubürger, waren für einen Anschluss an den württembergischen Kreis Heilbronn. Die zum Teil recht heftigen Diskussionen wurden letztlich durch eine 1951 durchgeführte Volksbefragung beendet, die eine Mehrheit für Heilbronn erbrachte.

1952

Am 1.Mai 1952 erfolgte der feierliche Anschluss: Seitdem gehört Bad Wimpfen offiziell zum Land Baden-Württemberg, wenn auch die staatsrechtliche Situation immer noch nicht restlos geklärt ist.

Bad Wimpfen heute

Der Werbeslogan "Modernes Heilbad - Romantischer Ferienort" charakterisiert die wirtschaftlichen Säulen der Stadt. Das heutige moderne Kur- und Rehabilitationszentrum ist das Ergebnis einer intensiven Entwicklung vor allem in den letzten Jahren. Im Mittelpunkt des Unternehmenskonzeptes stehen die medizinisch-therapeutische Leistung nach anerkannten bewährten Prinzipien und die umfassende, individuelle Betreuung der Kurgäste und Patienten. Die ganzheitliche Behandlung umfasst ebenso ein breites Gesundheitsbildungsprogramm. Das Sole-Hallenbad (32 - 33° C) mit dem durch eine Ausschwimmschleuse angegliederten Sole-Freibecken (32 - 34°C) erfüllt alle Anforderungen der Therapie und des erholungssuchenden Badegastes.

Die Besinnung auf den Wert der mittelalterlichen Baudenkmäler, begünstigt durch eine bundesweite Förderung, führt seit 1976 zu flächendeckenden Sanierungen im gesamten Altstadtbereich. Schauen Sie sich doch einmal bei einem Stadtrundgang oder bei einer Stadtführung die zahlreichen Baudenkmäler Bad Wimpfens an!

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